Angst aus dem Herzen

Kognitionen und Emotionen können durch die Körperphysiologie beeinflusst werden. Hier haben wir untersucht, ob die Verarbeitung kurzer Angstreize selektiv durch ihr Timing in Bezug auf einzelne Herzschläge gesteuert wird. Emotionale und neutrale Gesichter wurden menschlichen Freiwilligen bei der Herzsystole präsentiert, wenn der Ausstoß von Blut aus dem Herzen arterielle Barorezeptoren veranlasst, zentral die Stärke und den Zeitpunkt jedes Herzschlags zu signalisieren, und bei der Diastole, dem Zeitraum zwischen den Herzschlägen, wenn die Barorezeptoren ruhen. Die Teilnehmer führten Verhaltens- und Neuroimaging-Aufgaben durch, um festzustellen, ob diese interozeptiven Signale die Erkennung emotionaler Reize an der Schwelle der bewussten Wahrnehmung beeinflussen und die Beurteilung der Emotionalität von ängstlichen und neutralen Gesichtern verändern. Unsere Ergebnisse zeigen, dass ängstliche Gesichter leichter erkannt und zur Systole als intensiver bewertet wurden als zur Diastole. Dementsprechend waren die Amygdala-Reaktionen stärker auf ängstliche Gesichter, die zur Systole im Vergleich zur Diastole präsentiert wurden. Diese neuartigen Ergebnisse heben einen wichtigen Kanal hervor, durch den kurzfristige interozeptive Schwankungen Wahrnehmungs- und Bewertungsprozesse verbessern, die speziell mit der Verarbeitung von Angst und Bedrohung zusammenhängen, und widersprechen der Ansicht, dass afferente Barorezeptorsignale immer hemmend auf die sensorische Wahrnehmung wirken.

US National Library of Medicine, Fear from the Heart: Sensitivity to Fear Stimuli Depends on Individual Heartbeats, 2014